Mit der Corona bedingten Schließung der Schulen im ganzen Land müssen alle Schüler*innen zu Hause bleiben. Mike Ng’eno von Salus oculi Kenya kontaktiert regelmäßig die Lehrkräfte in unseren Projekten, die blinde und sehbehinderte Kinder unterrichten. So erfahren wir, wie es den Kindern geht. Unsere Projekte befinden sich im ländlichen Raum. Viele Kinder haben so weite Schulwege, dass sie im Internat leben, doch im März mussten nun alle auf unbestimmte Zeit zurück in die Dörfer. Die Familien leben ohnehin oft in Armut. Die Pandemie hat ihre Situation verschärft, Gelegenheitsjobs als zusätzliche Einnahmequelle fallen weg, Handel und Märkte finden nur sehr eingeschränkt oder gar nicht statt. Eltern wissen nicht, wie sie ihre Familien ernähren sollen. Das angestrebte Lernen auf Distanz funktioniert unter diesen Umständen natürlich nicht, es fehlt nicht nur ein Computer oder Tablet zu Hause, sondern es gibt häufig gar nicht erst Zugang zu Elektrizität. Die Kinder helfen also im Haushalt, auf dem Feld oder hüten die Tiere, sofern die Familie solche besitzt. Kinder mit Behinderungen können selten bei diesen Arbeiten mitwirken. So bleiben ihnen wenige oder keine Beschäftigungsmöglichkeiten, was nicht immer vom Umfeld aufgefangen werden kann. Die angespannte Situation in den Familien führt mancherorts zu einem Anstieg häuslicher Gewalt. Opfer sind insbesondere Mädchen und hier vor allem jene mit Behinderungen. Ihre Situation ist katastrophal.
In dieser Situation beginnen die Lehrkräfte, die die blinden und sehbehinderten Kinder an den Units unterrichten, raus in die Dörfer zu fahren und ihre Schüler*innen zu besuchen. Sie sprechen mit den Eltern, schauen sich die Situation an, hören sich an, wo es Probleme gibt und beraten.
Wir hören z.B. von der Köchin Emily Kiruiin aus Kapkesosio, die ein blindes Mädchen aufnimmt, weil ihre Mutter sie nicht abholen kann. Oder von der Lehrerin Jane Chesire aus Mlimani, die die blinden Kinder zu Hause besucht und ihnen Schulmaterialien wie Punktschriftbücher bringt. Ben Simiyu, der leitende Lehrer der Unit in Mitoto, fährt zu seinen Schüler*innen und entwickelt mit der Familie Ideen, wo das blinde Kind in die Arbeiten des Alltags einbezogen werden kann. Er berichtet, dass der Informationsbedarf zu Covid-19 sehr hoch ist. Wenn er z.B. über geeignete Schutz- und Hygienemaßnahmen aufklärt, kommen Nachbarn hinzu, um zuzuhören. Ähnliche Beispiele selbst organisierten Engagements werden uns aus Chepsigot, Kapsowar und Baragoi erzählt.
Auf unsere Frage, wo Unterstützungsbedarf seitens Ananse besteht, baten alle um Finanzierungshilfe für die Reisen sowie Lebensmittel und Hygieneartikel, die sie mit in die Familien nehmen können.
Unsere Mitgliedsgruppe See Africa finanziert Schulgeld für blinde und sehbehinderte Schüler*innen. See Africa finanziert zwischen Oktober bis Dezember die Fahrten der Lehrkräfte zu den Kindern, Lebensmittel und Hygieneartikel im Umfang von rund 2.500€. Seit Januar 2021 sind die Schulen teilweise wieder geöffnet. Mit See Africa und Salus Oculi Kenya ist deshalb abgesprochen, dass in diesem Jahr SOK im Einzelfall entscheidet, ob die finanzielle Unterstützung zur Deckung des Schulgeldes oder für weitere Hausbesuche ausgegeben werden soll.